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2 Begriffsklärung und Operationalisierung (2/3)

Frieden: mehr als kein Krieg?
Im allgemeinen Verständnis bedeutet Frieden die Abwesenheit von Krieg. Diese Definition wird auch als "negativer Frieden" bezeichnet. Den meisten Friedensforschern geht diese Definition aber nicht weit genug, denn sie gibt keine Anhaltspunkte für einen dauerhaften Frieden. So war nach dieser Definition auch der "kalte" Krieg ein Zustand des Friedens. Deshalb wurden mehrere alternative Definitionen entwickelt. Wenn Sie die folgende Frage beantworten wird deutlich, wie sehr sich die verschiedenen Definitionen voneinander unterscheiden.
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Definition
Term
In Abgrenzung  zum  „negativen“  Friedensbegriff  (Frieden  als  die  Abwesenheit  von  Krieg)  und  zu  einem  „engen“  Verständnis (ein  auf  Gewalt  fokussierter  Friedensbegriff)  legen  wir  einen  „positiven“  und  „weiten“  F riedensbegriff  zu  Grunde.  Nur  so  können  die  verschiedenen  vorgeschlagenen  Themenkonzepte sinnvoll in einem analytischen Rahmen verortet werden. Wir beziehen sowohl die Dimension des friedlichen Konfliktaustrags  als auch die Dimension der Integration konfligierender Interessen  (und  damit  zumeist  regelhaftem  Konfliktaustrag  innerhalb  von  Institutionen)  in  unser  Friedensverständnis ein.  In bewusster normativer Grundüberzeugung unterstellen wir den Akteuren und  Akteursbeziehungen  zunächst,  dass  Gewaltverzicht,  Demokratie,  Menschenrechte  und  Wohlstand die  handlungsleitenden  Normen  sind.
Empirisch lässt sich das durch Artikel 2 des Vertrages über die Europäische Union rechtfertigen, der eine Rechtsverbindliche Normgrundlage der Europäischen Union darstellt:
„Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet“
Die Struktur des Friedens
Kernidee  unseres  Konzepts  ist ein  Friedensbegriff, der  „ Vergemeinschaftung “ (Integration) als  abhängige Variable in den Mittelpunkt stellt. Zunehmende Vergemeinschaftung schafft Strukturen, die  Alternativen zu einem Konfliktaustrag mit kriegerischen Mitteln bietet und einen friedlichen Konfliktaustrag wahrscheinlicher macht.  Diesem Verständnis nach  ist Frieden Vergemeinschaftung, d.h. eine  zunehmende  Integration von  Akteuren  führt  zu  einer  festen  „ Struktur des Friedens “. Frieden genauer das Vorliegen einer Struktur des Friedens lässt sich somit direkt über Vergemeinschaftung  genauer an dem vorliegenden Grad der Integration erkennen. Zur Operationalisierung  von Vergemeinschaftung  ziehen  wir  ein Komplexprogramm  von  Senghaas  heran,  das  Vergemeinschaftung in den Dimensionen  (1)  Interdependenz, (2) Symmetrie, (3) Homologie, (4) Entropie und (5) gemeinsame  Institutionen  analysiert .
Quelle: Eigene Darstellung.
Eine Gefährdung der Struktur des Friedens liegt genau dann vor, wenn die Handlungen einzelner und /oder die Interaktionen zwischen den Akteuren zu einer Schwächung des Vergemeinschaftungsgrades führen.


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