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Zusammenfassung
Die Abkehr vom Wohlfahrtstaat und den damit verbundenen Mechanismen zur Umverteilung von Reichtum in der Gesellschaft führt zu einer massiven Entwicklung von Ungleichheit in den nationalen Systemen. Auch die Einführung der gemeinsamen Währung des Euros führte nicht zur erhoften Angleichung der sozialen Verhältnisse der Mitgliedsländer. Die alleinige monetaristische Integration in den Euro-Raum, bei gleichzeitigen Ausbleiben einer Etablierung einer eropäischen Wirtschafts- und Sozialpolitik führte zu einem Auseinanderdriften in der Euro-Zone. Zu unterschiedlich ist die Leistungsfähigkeit der einzelnen Volkswirtschaften und vorallem produktivere Länder wie Deutschland mit einem ausgeprägten Niedriglohnsektor profitieren von der gemeinsamen Währung. 
Jedoch spätestens nach der Eurokrise ist Europa geteilt in "Geber-Länder", die in einen Rettungsschirm einzahlen und "Empfänger-Länder", die im Gegenzug von Hilfszahlungen Sparmaßnahmen durchführen müssen. 
Diese soziale Spaltung innerhalb und zwischen den EU-Staaten führt zur Genese einer neuen gesellschaftlichen Spaltungslinie zwischen Nationalisten und Kosmopoliten, was zu einem Erstarken der Rechtspopulisten in ganz Europa führt. Zum Teil gelangen rechtspopulistische Akteure in Regierungen (Polen, Ungarn), aber auch durch die Verschiebung des nationalen Diskurs, wird die Berechtigung der EU in Frage gestellt. Die europäischen Institutionen werden für die soziale Ungleichheit und die "Massenzuwanderung", durch die die "europäisch-abendländische Kultur" in Gefahr sei, verantwortlich gemacht. Anstelle von weiteren Integrationsmaßnahmen steht das Wiedererlangen nationaler Kompetenzen, der Austritt aus dem Euro und Grenzschließungen zur Debatte.
Die soziale Ungleichheit in Europa stellt daher nicht direkt eine Gefährdung für den Frieden Europas dar. Da das Auseinanderdriften der sozialen Verhältnisse die Etablierung der Rechtspopulisten im europäischen System zur Folge hat stellt die soziale Ungleicheit auch unmittelbar eine Gefahr für Europa da. 

Weiterführende Literatur und Hinweise
In der aktuellen Dabatte zur Weiterentwicklung zur Weiterentwicklung der Europäischen Union gibt es verschiedene Ansätze.
Zum einen wird ein "Europa der zwei Geschwindigkeiten" diskutiert. Demnach soll die Zusammenarbeit und die Integration zwischen gewisse Kern-Ländern (darunter vor allem Deutschland und Frankreich) verstärkt werden, während die weniger "integrationswilligen Länder" zurückbleiben. Hierzu finden Sie ein Kommentar von Alexaner Mülhauer, erschienen am 7. März 2017 in der Süddeutschen Zeitung:
http://www.sueddeutsche.de/politik/europa-tempo-und-risiko-1.3408914

Emmanuel Macron, der neugewählte franzözische Ministerpräsident fordert hingegen weiter gesamteuropäische Integrationsschritte. Er argumentiert, dass es zur Bekämpfung der sozialen Ungleichheit einen unabhängigen europäischen Finanzminister bräucht der über einen europäischen Haushalt verfügt. Macron will auch die Einführung einer europäischen Finanztransaktionssteuer durchsetzen. Weiter Informationen zu den Reformvorhaben Macrons finden Sie in diesem  Zeitartikel  http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-09/zukunft-eu-emmanuel-macron-rede

Auch aus der Wissenschaft kommen Ideen zur Weiterentwicklung der Europäischen Union. So fordert die Verfasser des Papers: "Europas Sozialstaaten: Zeit zum Handeln!", welches in Auftrag gegeben von der Bertelsmannstiftung in Auftrag gegeben wurde eine Rückbesinnung und Reform der Wohlfahrtsstaaten Europas. Zu der Studie gelangen Sie über diesen Link: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/VisionEuropeSummit_EuropasSozialstaaten_ZeitZumHandeln.pdf

Karikatur zum Integrationsprozess der EU [Quelle: http://www.stuttmann-karikaturen.de (Lizenz erfragt)].


Überleitung zu verwandten Modulen
In dem Seminar "Gefährdung des Friedens in Europa" wurden viele "Krisenereignisse"  in der Europäischen Union angesprochen (die Einstufung als Krise erfolgt in jedem Modul eigenständig), die eine Gefahr für unser europäisches Zusammenleben darstellen und die zum Teil die Legitimität der EU als solche in Frage stellen.
Bei der Betrachtung der einzelnen Krisenphänomene der Europäischen Union lässt sich nicht nur ein jeweils einzelner Grund für eine Krise erkennen. Die Ursache für die Krisen, mit denen die Europäische Union zu kämpfen hat sind vielmehr multikausal miteinander verknünpft und können daher nicht alleinisoliert voneinander betrachtet werden. 
Insbesondere die Entwicklung der sozialen Ungleichheit gilt als einer der Ursachen für andere Krisenereignisse, wie beispielsweise dem Erstarken des Rechts-Populismus  oder Streitigkeiten bei der Umverteilung der Geflüchteten im Zuge der sogenannten "Flüchtlingskrise". Aber auch die Soziale Ungleichheit in Europa ist bedingt durch andere Krisen. So führt die Euro-Krise zu einer weiteren Verschärfung der sozialen Lage in Europa.

Beteiligte an diesem e-Learning Modul
Erstellung E- Learning Modul:
Anselm Grau (Uni Freiburg)

Peer E-Learning Modul:
Alina Cipolloni (Uni Freiburg)

Dossier (Konflikt- und Gefährdungsanalyse):
Katharina Apfelbaum (Uni Mainz),
Justus Reimann (Uni Tübingen),
Chantal Schrader (Uni Düsseldorf),
Stidl Lion (Uni Hamburg)

Analyse (Ask&Analyse):
Anne Kerlau (Uni Düsseldorf),
Elvan Bütün (Uni Mainz),
Alexander Schilin (Uni Tübingen),
Nina Wilhelmi (Uni Marburg),
Anselm Grau (Uni Freiburg)

Referent:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Bieling (Uni Tübingen)
 


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