11 About: Über das Seminar
1 Das Seminar aus Sicht eines Studierenden
Besucht man als Studierender der Politikwissenschaft an der Universität ein Seminar, bietet sich in der Regel ein immer gleiches Bild: Eine Reihe vor Tischen geben einen Blick frei auf eine referierende Person. Häufig ist es eine Dozentin oder ein Dozent, der vor den Studierenden steht oder sitzt und mit einer fast unvermeidlich gewordenen Powerpoint-Präsentation im Hintergrund zusammen mit den Studierenden ein Thema bespricht. Im Falle des Ringseminars „Gefährdung des Friedens in Europa“ wurde die gewohnte Anordnung aufgebrochen: Statt auf einem Whiteboard oder gar einer nostalgischen Schiefertafel spielt sich das Geschehen hauptsächlich auf verschiedenen Monitoren und Leinwänden ab; statt Dozentinnen und Dozenten im Raum lauschten wir Expertinnen und Experten, die sich zum Teil hunderte Kilometer entfernt in einer anderen Stadt befanden. Kam es mir und den KommilitonInnen zu Beginn des Semesters noch sehr ungewöhnlich vor, gewöhnten wir uns jedoch schnell an die neuen Lernbedingungen.
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Insgesamt sechs Universitäten aus den unterschiedlichsten Teilen der Bundesrepublik hatten die Möglichkeit, sich an diesem überregionalen Diskurs zu beteiligen: Tübingen, Freiburg, Düsseldorf, Hamburg, Marburg und Mainz. Nicht weniger als 130 Studierende waren in das Ringseminar involviert.
Die eigentlichen Sitzungen waren nur ein Bestandteil eines thematischen Blockes. Die Einarbeitung in das Thema begann für alle Teilnehmer bereits vor dem eigentlichen Treffen der Seminargruppen: In Dossiers konnten wir Studierenden uns vorbereiten. Die Dossiers wurden von Kommilitonen recherchiert, kuratiert und zur Verfügung gestellt. Neben den Dossiers und ausgewählter Fachliteratur boten Videovorträge von Experten zusätzlichen Input. Diese bunte Materialsammlung im Vorlauf einer Sitzung erlaubte es uns, den eigentlichen Sitzungstermin sehr gut vorbereitet und mit Vorwissen wahrzunehmen. Doch auch nach der eigentlichen Sitzung waren die einzelnen Themenblöcke noch nicht abgeschlossen. Zusammenfassungen und Analysen wurden auch nach der eigentlichen Sitzung ergänzt und griffen den Diskurs der jeweiligen Sitzung auf. Somit spielte sich ein großer Teil der Seminararbeit in der digitalen Arbeitsumgebung ILIAS ab, wo nicht nur Materialen gesammelt und allen Beteiligten zur Verfügung gestellt wurden, sondern auch Foren und Etherpads bereitstanden, in denen man diskutieren oder den ExpertInnen und DozentInnen Fragen stellen konnte. Zu manchen Lerneinheiten gab es sogar Quiz-Spiele, bei denen man sein Wissen auf die Probe stellen konnte.
Die eigentlichen Sitzungen waren nur ein Bestandteil eines thematischen Blockes. Die Einarbeitung in das Thema begann für alle Teilnehmer bereits vor dem eigentlichen Treffen der Seminargruppen: In Dossiers konnten wir Studierenden uns vorbereiten. Die Dossiers wurden von Kommilitonen recherchiert, kuratiert und zur Verfügung gestellt. Neben den Dossiers und ausgewählter Fachliteratur boten Videovorträge von Experten zusätzlichen Input. Diese bunte Materialsammlung im Vorlauf einer Sitzung erlaubte es uns, den eigentlichen Sitzungstermin sehr gut vorbereitet und mit Vorwissen wahrzunehmen. Doch auch nach der eigentlichen Sitzung waren die einzelnen Themenblöcke noch nicht abgeschlossen. Zusammenfassungen und Analysen wurden auch nach der eigentlichen Sitzung ergänzt und griffen den Diskurs der jeweiligen Sitzung auf. Somit spielte sich ein großer Teil der Seminararbeit in der digitalen Arbeitsumgebung ILIAS ab, wo nicht nur Materialen gesammelt und allen Beteiligten zur Verfügung gestellt wurden, sondern auch Foren und Etherpads bereitstanden, in denen man diskutieren oder den ExpertInnen und DozentInnen Fragen stellen konnte. Zu manchen Lerneinheiten gab es sogar Quiz-Spiele, bei denen man sein Wissen auf die Probe stellen konnte.
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Eine Zusammenfassung über den Arbeitsablauf im Seminar gibt Fiona Breucker in einem Radiobeitrag des Uniradios Freiburg:
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Die Inhalte in den virtuellen Arbeitsräumen mussten von uns Studierenden zusammengetragen werden. Jeder Seminarteilnehmer arbeitete daher in einer Arbeitsgruppe mit, die am Ende jeweils ein fachliches Dossier zusammenstellten oder themenübergreifend tätig waren. Dabei wurde darauf wert gelegt, dass die Gruppen über die verschiedenen Standorte verteilt wurden, also in jeder Gruppe Mitglieder von anderen Universitäten zusammenarbeiteten. Die standortübergreifende Kooperation kam somit nicht nur in den Seminarsitzungen zustande, sondern auch während des Arbeitsprozesses. Zusätzlich gab es auch Studierende, die alleine tätig waren und die wissenschaftlichen Texte mit weiteren Inhalten untermauerten: mit Interviews, Filmen oder Karikaturensammlungen. Für viele TeilnehmerInnen bekam das politikwissenschaftliche Seminar somit auch eine journalistsiche Komponente und versprach die Chance, auch im Bereich Medienproduktion Lerneffekte zu erzielen. Auch mein Seminarbeitrag lag im kreativen Medienbereich: Ich selbst führte ein Interview mit einem Experten durch und produzierte daraus einen Filmclip.
Die einzelnen Sitzungen waren minutiös durchgetaktet, wobei Improvisation zu jedem guten Plan dazugehört. Natürlich konnte es ab und zu mal zu kleinen Verzögerungen wie etwa durch Tonproblemen kommen, aber im Großen und Ganzen wurde der "Fahrplan" der jeweiligen Sitzung eingehalten. Nachdem sichergestellt war, dass alle Standorte miteinander verbunden sind und sich hören bzw. sehen können, wurde die vergangene Sitzung von einer Gruppe Studierenden aus unterschiedlichen Universitäten zusammengefasst und resümiert. In der Regel waren ein bis zwei Studierende verantwortlich, ihre Ergebnisse zu präsentieren. Der Sprung zum jeweils nächsten Standort klappte dabei weitestgehend reibungslos. Im Anschluss ging es zum eigentlichen Thema der Sitzung. In der Regel wurde dies von einem Impulsvortrag eines Experten einer der Gastuniversitäten eingeleitet. Danach kam es um interaktiven Teil, bei dem der Input der Studierenden gefragt war. Weil Diskussionen bei einer Anzahl von über 130 Beteiligten oft nicht ganz einfach zu organisieren sind, wurde dieser Teil der Sitzung oft lokal, also auf die einzelnen Standorte beschränkt, abgehalten. Die Ergebnisse wurden anschließend in der großen Runde kurz präsentiert.
Eines ist offensichtlich: Das Ringseminar übertraf „gewöhnliche“ Seminare an der Universität im organisatorischen und methodischen Aufwand erheblich. Viel mehr als in anderen Veranstaltungen an der Universität war vor allem eines gefragt: Eigenengagement vor, während und auch nach jeder Sitzung. Dies geht einher mit einer größeren Verantwortung: Natürlich war kein Seminarteilnehmer gezwungen, alle Dossiers durchzuarbeiten, niemand kontrolliert, ob alle Filme geschaut und Interviewbeiträge gelesen wurden, es blieb dem Studierenden überlassen, ob eine intensive Nacharbeitung der Sitzungen außerhalb des geringen Pflichtanteils als notwendig empfunden wurde oder nicht.
Unter Studierenden gibt es an der Universität oft Kritik darüber, dass im Rahmen von Seminaren angefertigte Texte wie Hausarbeiten oder Essays oft nur für die Schublade der DozentInnen produziert werden. Für die persönliche Motivation beim Arbeiten halte ich es persönlich für zuträglich, wenn man in seiner Arbeit einen zusätzlichen Sinn sieht. Das Ringseminar "Gefährdung des Friedens in Europa" hat den wissenschaftlichen Output mit einem deutlichen Mehr an Bedeutung aufgeladen, da die Leistungen von uns Studierenden anderen Interessierten in Form der vorliegenden Lernheinheit zugänglich gemacht werden. Es fühlt sich gut an, andere KommilitonInnen in ganz Deutschland möglicherweise bei ihrer nächsten Hausarbeit unterstützt zu haben, weil hier Inhalte kompakter und anschaulicher dargestellt werden, als dies in der weitestgehend sehr trockenen Forschungsliteratur der Fall ist.
Und ganz obendrauf gab es auch das kleine, aber doch erhabene Gefühl, mit dem Seminar ein Stückchen in die Zukunft geblickt zu haben. Ich halte es für sehr wahrscheinich, dass die Seminarstrutur dank der zunehmenden Digitalisierung Schule machen wird. Das Potenzial, einen standortübergreifenden Diskurs anzuregen und Wissen über Campusgrenzen hinweg mit anderen Studierenden und wissenschaftlichen MitarbeiterInnen zu teilen, ist zu groß, um es als einmaliges Testprojekt im Sande verlaufen zu lassen. Ich blicke daher motiviert in die Zukunft und bin mir sicher, in den nächsten Jahren vielleicht noch das ein andere Seminar mit der veränderten Versuchsanordnung statt vor einem Whiteboard oder gar einer antiquierten Schiefertafel vor mehreren Monitoren und Leinwänden zu verbringen - im Austausch mit Menschen aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt.
Unter Studierenden gibt es an der Universität oft Kritik darüber, dass im Rahmen von Seminaren angefertigte Texte wie Hausarbeiten oder Essays oft nur für die Schublade der DozentInnen produziert werden. Für die persönliche Motivation beim Arbeiten halte ich es persönlich für zuträglich, wenn man in seiner Arbeit einen zusätzlichen Sinn sieht. Das Ringseminar "Gefährdung des Friedens in Europa" hat den wissenschaftlichen Output mit einem deutlichen Mehr an Bedeutung aufgeladen, da die Leistungen von uns Studierenden anderen Interessierten in Form der vorliegenden Lernheinheit zugänglich gemacht werden. Es fühlt sich gut an, andere KommilitonInnen in ganz Deutschland möglicherweise bei ihrer nächsten Hausarbeit unterstützt zu haben, weil hier Inhalte kompakter und anschaulicher dargestellt werden, als dies in der weitestgehend sehr trockenen Forschungsliteratur der Fall ist.
Und ganz obendrauf gab es auch das kleine, aber doch erhabene Gefühl, mit dem Seminar ein Stückchen in die Zukunft geblickt zu haben. Ich halte es für sehr wahrscheinich, dass die Seminarstrutur dank der zunehmenden Digitalisierung Schule machen wird. Das Potenzial, einen standortübergreifenden Diskurs anzuregen und Wissen über Campusgrenzen hinweg mit anderen Studierenden und wissenschaftlichen MitarbeiterInnen zu teilen, ist zu groß, um es als einmaliges Testprojekt im Sande verlaufen zu lassen. Ich blicke daher motiviert in die Zukunft und bin mir sicher, in den nächsten Jahren vielleicht noch das ein andere Seminar mit der veränderten Versuchsanordnung statt vor einem Whiteboard oder gar einer antiquierten Schiefertafel vor mehreren Monitoren und Leinwänden zu verbringen - im Austausch mit Menschen aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt.
Autor: Liam Kreutschmann, Universität Freiburg